Über das Projekt

Eigentlich wollten wir Hegels Geburtstag anders feiern. Eigentlich sollte es eine Tagung geben und einen Festakt. Der Universitätschor sollte Lieder von Mendelssohn Bartholdy singen, und am Ende hätten wir alle mit Hegels Lieblingswein auf den Jubilar angestoßen, der bei uns an der Humboldt-Universität von 1818 bis 1831 als Professor, Dekan und Rektor tätig war.

Doch dann kam alles anders.

Aber jedes Scheitern birgt ja auch eine Chance. Wir haben uns deswegen spontan dazu entschieden, der pandemiebedingten Einschränkung physischer Begegnung die Erweiterung der geistigen Zusammenkunft im virtuellen Raum entgegenzusetzen. Wir haben Hegelforscher:innen auf der ganzen Welt gebeten, uns ein fünfminütiges Video zu schicken, in dem sie einen Satz oder eine kurze Passage von Hegel vorlesen, die ihrer Meinung nach besonders interessant, gelungen, philosophisch herausfordernd oder provokant ist, und dann kurz erläutern, weshalb sie dieser Meinung sind. Die einzige Bedingung: so zu reden, dass auch Nicht-Hegelianer:innen es verstehen können, und nicht länger als fünf Minuten zu sprechen. Unsere Hoffnung war, auf diese Weise nicht nur der internationalen Hegel-Gemeinschaft die Gelegenheit zu geben, gemeinsam den Jubilar zu ehren, sondern auch der Öffentlichkeit einen Eindruck von den vielen Facetten der Hegelschen Philosophie vermitteln zu können.

Insgesamt sind etwa 250 Minuten Filmmaterial zusammengekommen. Eine Minute für jedes Jubiläumsjahr. Am Ende war das Wirkliche mal wieder viel vernünftiger, als man es am Anfang vermutet hätte.

Berlin im August 2020

Thomas Meyer & Tobias Rosefeldt (Humboldt-Universität zu Berlin)

in Zusammenarbeit mit Dina Emundts (Freie Universität Berlin)